Handelskrieg USA-China könnte auch die Schweiz hart treffen
Der über die Zölle ausgetragene, von den Vereinigten Staaten losgetretene Handelskrieg mit China könnte, sollte er länger dauern, auch die Schweizer Volkswirtschaft hart treffen – härter als die derzeit geltenden 10 % - Zölle der USA. Das stellt die KOF Konjunkturforschungsstelle fest. Die Konjunkturprognosen zeigen abwärts.
«Aus Schweizer Sicht bleibt zu hoffen, dass die ökonomische Vernunft wieder stärker nach Washington zurückkehrt,» schreibt der CO-Direktor der KOF, Hans Gersbach in einem Beitrag. US-Präsident Donald Trump hat eine Zolllawine losgetreten, die die ganze Weltwirtschaft in Aufruhr bringt. Während er gegenüber den meisten Handelspartnern eine Grossteil für 90 Tage zurückgenommen hat, um Spielraum für Verhandlungslösungen zu bieten, zeigt er sich gegenüber China unerbittlich – und das Reich der Mitte schlägt mit gleicher Härte zurück. Inzwischen haben sich die Zölle auf 145 % seitens der USA und 125 % seitens Chinas hochgeschaukelt. Die KOF hat ausgerechnet, dass die USA trotz Ausnahmen auf Elektronikprodukte davon weit härter getroffen werden dürften. Die realen Einkommensverluste bewegen sich um 1,5 Prozent herum, während China mit einem halben Prozent davonkommt. Das Handelsvolumen dürfte nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft um 80 Prozent einbrechen. «Insgesamt zeigt sich, dass es sehr schwer für die US-Administration ist, diesen Konflikt länger durchzuhalten.»
Die Schweiz wäre je nach Eskalationsstufe immer stärker betroffen, bis zum Szenario einer vollständigen Entkoppelung zwischen China und den USA, was das Land zwingen könnte, sich für eine Seite zu entscheiden. Sollte dieses Szenario eintreffen, wenn sich, wie im Kalten Krieg zwei jeweils von den USA und China beherrschte Machtblöcke gegenüberstehen, müsste China mit erheblichen Einkommensverlusten um 2,5 Prozent rechnen. Die USA kämen mit einem Prozent davon, die Schweiz, Deutschland und Frankreich, für die China auch einen wichtigen Exportmarkt darstellt, wären stärker betroffen. Eine rasche Entkoppelung, wie sie derzeit nicht mehr ausgeschlossen werden kann, hätte Produktionsstopps, Lieferengpässe, Firmenbankrotte und erhebliche Handelsverluste zur Folge, kurz: eine Weltwirtschafts- und Finanzkrise, wie man sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat.
Die Konjunkturprognostiker haben dieses Schreckensszenario noch nicht in dieser Härte eingepreist. Dennoch zeigen, wie Fahrländer Raumentwicklung in der Metaanalyse Konjunktur ausgerechnet hat, die Prognosen der verschiedenen Institute nach unten. Danach dürfte die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr um noch 1,2, im nächsten um 1,4 Prozent wachsen. Das wäre, angesichts der schwarzen Wolken am Weltkonjunkturhimmel, schon eine sehr positive Entwicklung.
Urs Fitze