Deutlich weniger Betreibungen
Nicht nur die Zahl der Konkurse, auch jene der Betreibungen war im vergangenen Jahr stark rückläufig, meldet das Bundesamt für Statistik.
Um 13,3 Prozent ist die Zahl eröffneter und vollzogener Betreibungsverfahren im vergangenen Jahr gesunken. 2,6 Millionen weniger Zahlungsbefehle wurden ausgestellt. Auch die Zahl der Pfändungen ging um 1,5 Millionen (minus 11,8 %), jene der Pfandverwertungen um 653'000 (minus 5,6 %) zurück. Damit zeigen die wirtschaftlichen Stützungsmassnahmen von Bund und Kantonen auch im Betreibungswesen ihre grosse Wirkung. Es ist wohl damit zu rechnen, dass es, wie bei den Konkursen, zu einem beträchtlichen Anstieg kommen wird, wenn diese Massnahmen in absehbarer Zeit auslaufen.
Bei den Konkursen zeigt die Auswertung des Bundesamtes für Statistik, dass in allen Grossregionen rückläufige Zahlen zu verzeichnen sind, am stärksten im Kanton Tessin, wo fast ein Sechstel weniger Konkurse gezählt wurden, während in der Nordwestschweiz ein Rückgang von nur 2,8 Prozent verzeichnet wurde. Noch grösser sind die Unterschiede zwischen den Kantonen. Die stärksten Abnahmen wurden in Glarus (-26,6 Prozent) und in Graubünden (-24 %) registriert. Lediglich in vier Kantonen wurden mehr Konkurseröffnungen verbucht als 2019, darunter Luzern (+ 7,2 %) Eröffnungen) und Obwalden (+ 75 % oder 15 Fälle).
Die Experten beim Bundesamt für Statistik geben sich in der Interpretation dieser Ergebnisse mit Verweis auf die staatlichen Stützungsmassnahmen betont vorsichtig. Das Bruttoinlandprodukt ist in der Schweiz im vergangenen Jahr so stark geschrumpft wie seit 45 Jahren nicht mehr. Es sei zu erwarten, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auch nach 2020 spürbar sein werden. «Deshalb ist es angezeigt, die Zahlen von 2021 oder sogar 2022 abzuwarten, um das volle Ausmass der Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und spezifisch auf die Anzahl Konkurse zu analysieren.»
Einen gewaltigen Ausreisser nach oben gibt es bei den finanziellen Verlusten aus den abgeschlossenen Konkursverfahren. Sie beliefen sich 2020 auf 8,2 Milliarden, fast viermal mehr als im Vorjahr. Das ist der höchste Wert seit Beginn dieser Erhebungen. Er erkläre sich indes mit einem einzigen Konkursverfahren aus dem Jahr 2004 mit einem Verlust von 6,5 Milliarden Franken. Ohne diesen Sonderfall sind die Konkursverluste gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent auf 2,3 Milliarden geschrumpft.
Urs Fitze