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Konkursreiterei frühzeitig erkennen

Konkursreiter haben viel zu oft ein leichtes Spiel. Gleich 14 Firmen ritt ein diplomierter Buchhalter im Kanton Luzern in die Pleite, bis ihn das Luzerner Kriminalgericht stoppte. Die Behörden blieben weitgehend tatenlos. Ein Blick in das Creditreform-Analyse «Konkurshäufigkeit von Engagements» zeigt, dass die Gläubiger solchem Treiben nicht ausgeliefert sind.

Zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 26 Monaten, von denen wegen bestehender Vorstrafen zehn Monate im Gefängnis abzusitzen sind, verurteilte das Luzerner Kriminalgericht in erster Instanz einen diplomierten Buchhalter. Der 34-jährige hatte in den Jahren 2014 bis 2019 14 konkursite Firmen übernommen, wickelte einige Geschäfte ab und ritt diese dann mit einem weiteren Stapel unbezahlter Rechnungen endgültig in die Pleite. 5'000 Franken verdiente er damit laut Gericht im Durchschnitt. 

Das ist kein Einzelfall. Auf mehrere Milliarden Franken wird der Schaden geschätzt, den gewerbsmässige Firmenbestatter, wie die Konkursreiter auch genannt werden, jährlich anrichten. Diese waschen nicht nur die eigentlichen Firmeninhaber rein, die in der Regel gleich neue Unternehmen gründen, um diese nach kurzer Zeit und mit hohen Schulden, oft in Form unbezahlter Rechnungen und Sozialleistungen, wiederum einem Konkursreiter zu übergeben, sondern schädigen zudem private Gläubiger, bei denen sie Ware für den Weiterverkauf bestellen, ohne diese je zu bezahlen. So schlagen sie noch zusätzlichen Profit. In einem Fall im Kanton Zürich war es im Jahr 2015 gar um 127 Unternehmen gegangen, die von einem kriminellen Netzwerk gewerbsmässig bestattet worden waren. Gion Cuonz hat im Rahmen einer Masterarbeit untersucht, wie den Konkursreitern beizukommen wäre. Er stellt fest, dass sich Gläubiger auf Basis der Analyse von den publizierten Konkursen, wie sie im Rahmen unserer Bonitätsprüfungen beurteilt werden, sehr gut vor betrügerischen Konkursen schützen können. 

Analysetool der Konkurshäufigkeit als Teil der Creditreform Auskunft.

Es ist sozusagen die Blaupause für Tätigkeit einer Wirtschaftsauskunftei wie Creditreform. Als Teil der Bonitätsprüfung der Creditreform analysieren wir auch die Konkurshäufigkeit und die Vernetzung der Betroffenen. Das Analysetool «Konkurshäufigkeit von Engagements» hätte im Falle des Luzerner Konkursreiters schon lange Alarm geschlagen. Denn wenn Konkursreiter in ein Unternehmen einsteigen, machen sich die anderen Verwaltungsratsmitglieder aus dem Staub. Dann ist sofortiges Handeln geboten und jede weitere Geschäftstätigkeit einzustellen. Creditreform – Mitglieder wissen davon, lange bevor es zu gerichtlichen Verfahren kommt. 

Dieser Screenshot aus der Creditreform – Datenbank illustiert die Machenschaften eines Konkursreiters. Es handelt sich ausschliesslich um Gesellschaften, die liquidiert wurden, ohne Ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Hinter jeder der Gesellschaften stehen geprellte Gläubiger, die vergebens gearbeitet haben. Lieferanten müssen aber nicht tatenlos zusehen. Sie können sich  vor Konkursreitern schützen: mit der Prüfung der Kreditwürdigkeit eines Vertragspartners. Verzichten sie darauf, kommen sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nach und müssen mit Verlusten rechnen. 

Raoul Egeli, Präsident Verband Creditreform