Newsmeldung

Mal mehr, mal weniger

Creditreform International hat die Konkursdaten aller europäischen Länder ausgewertet und kommentiert. Nachfolgend eine Zusammenfassung des Konkursgeschehens der zehn wichtigsten Handelspartnerländer der Schweiz.

Deutschland (Handelsvolumen 2021 107 Mrd.)
Deutschland verzeichnete 2022 erstmalig seit Jahren wieder einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Im Jahresverlauf wurden 14 660 Fälle registriert, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit geht der Trend rückläufiger Insolvenzzahlen zu Ende. Die Sondereffekte der Pandemie-Jahre waren ausgelaufen und die Wirtschaft hatte unter den Folgen der Energiekrise zu leiden. In Deutschland stellt der 
Dienstleistungssektor mit 57,5 Prozent den grössten Teil am Insolvenzgeschehen. Erhöht haben sich die Fallzahlen zuletzt aber vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe. Im Handel war nochmals ein Rückgang zu verzeichnen.  

Grossbritannien (Handelsvolumen 2021 46 Mrd.)
In Grossbritannien lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 55,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Bereits 2021 war ein Anstieg zu verzeichnen gewesen. Insgesamt wurden 2022 23.104 Insolvenzfälle registriert. Der Stand der Vor-Corona-Jahre wurde damit deutlich übertroffen. Die Wirtschaft im Vereinigten Königreich zeigte sich nach der schwierigen Corona-Zeit und der aktuellen Konjunkturschwäche anfällig. Die Insolvenzzahlen sprangen auf den höchsten Stand seit 2009. In allen Wirtschaftssektoren zeigen sich deutliche Anstiege. Mit einem Anteil von 41,7 Prozent war das Gros der Insolvenzen im Dienstleistungssektor zu finden – gefolgt vom Handel mit 30,5 Prozent. 

Italien (Handelsvolumen 2021 40 Mrd.)
In Italien waren die Unternehmensinsolvenzen rückläufig (minus 20,6 Prozent). Im Jahresverlauf 2022 wurden 7.164 Fälle registriert. Ein Jahr zuvor waren es noch 9.017. Damit bleibt das Insolvenzgeschehen insgesamt niedriger als vor der Corona-Krise. Auch wenn die Zahlen im Vorjahr gestiegen waren, lässt sich noch nicht von einer Normalisierung des Insolvenzgeschehens sprechen. Möglicherweise erfolgen mittlerweile viele Marktaustritte nicht mehr über ein reguläres Insolvenzverfahren. Der Anteil des Handels (inkl. Gastgewerbe) am Insolvenzgeschehen lag zuletzt bei 35,9 Prozent – es folgt der Dienstleistungssektor (27,6 Prozent). In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen sind die Insolvenzzahlen zurückgegangen. 
 
Frankreich (Handelsvolumen 2021 35 Mrd.)
Frankeich war 2022 eines der europäischen Länder mit dem stärksten Anstieg des Insolvenzniveaus. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg um 50,0 Prozent und summierte sich auf 41.215 Fälle (2021: 27.470 Fälle). Vor einem Jahr war noch ein Rückgang zu verzeichnen gewesen. Die aktuelle Zahl der Insolvenzen erreichte damit aber noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau. In den Wirtschaftsbereichen gab es zuletzt eine deutlich höhere Insolvenzbetroffenheit – vor allem im Handel. Mit einem Anteil von 35,3 Prozent entfielen auf den Handel die meisten Insolvenzfälle, der Anteil des Dienstleistungssektors liegt bei 34,2 Prozent. Jede zehnte Insolvenz in Frankreich entfiel auf das Verarbeitende Gewerbe.  

Spanien (Handelsvolumen 2021 21 Mrd.)
Spanien verzeichnete einen moderaten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen (plus 16,0 Prozent). 2022 wurden 4.755 neue Fälle gemeldet – im Vorjahr waren es 4.098. Der aktuelle Anstieg könnte eine Trendwende einleiten. So ist davon auszugehen, dass die Corona-Jahre die Stabilität vieler Unternehmen zwar angegriffen haben, es in den Vorjahren aber nicht zu einem merklichen Anstieg der Fallzahlen kam. Zuletzt erhöhten sich die Insolvenzen aber in allen Wirtschaftsbereichen wieder – am deutlichsten im Baugewerbe (plus 26,4 Prozent). 

Österreich (Handelsvolumen 2021 19 Mrd.)
In Österreich sind die Insolvenzzahlen deutlich gestiegen (plus 59,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Mit insgesamt 4.913 Unternehmensinsolvenzen wurde der höchste Stand seit 2019 erreicht. Die Insolvenzlücke beginnt sich zu schliessen. Die jahrelange Phase von niedrigen Insolvenzen ist damit zu Ende gegangen. Stark steigend war das Insolvenzgeschehen vor allem im Dienstleistungsgewerbe und im Handel (inkl. Gastgewerbe). So entfiel gut die Hälfte der Insolvenzen (50,2 Prozent) auf das Dienstleistungsgewerbe und 29,5 Prozent sind dem Handel zuzurechnen. Nur 16,4 Prozent aller Insolvenzen betrafen Unternehmen aus dem Baugewerbe. Doch auch hier stiegen die Fallzahlen zuletzt. Weitere Nachholeffekte sind wahrscheinlich. 

Niederlande (Handelsvolumen 2021 12 Mrd.)
Um 20,7 Prozent nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den Niederlanden zu. Insgesamt waren hier 1.854 Konkurse zu verzeichnen (Vorjahr: 1.536 Fälle). Die jährliche Zahl der Unternehmensinsolvenzen liegt damit aber weiterhin deutlich niedriger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Stärker betroffen als im Vorjahr waren das Verarbeitende Gewerbe sowie der Handel. Mit einem Anteil von fast 49 Prozent am Insolvenzgeschehen dominiert das Dienstleistungsgewerbe die Insolvenzstatistik. Der Handel kommt auf einen Anteil von 26,2 Prozent, das Baugewerbe auf 15,9 Prozent. 

Slowenien (Handelsvolumen 2021 10 Mrd.)
938 Unternehmensinsolvenzen waren im Jahr 2022 in Slowenien zu verzeichnen. Damit schwächte sich das Insolvenzgeschehen etwas ab (2021: 1.016 Unternehmensinsolvenzen).  

Belgien (Handelsvolumen 2021 9 Mrd.)
Belgien verzeichnete 2022 einen rasanten Anstieg der Insolvenzen von Unternehmen um fast 42 Prozent. Insgesamt waren 9.260 Firmeninsolvenzen zu verzeichnen – nach 6.533 Fällen im Vorjahr. Damit verzeichnete Belgien den ersten Anstieg seit dem Jahr 2019. Mit einem Anteil von 39,3 Prozent entfällt das Gros des Insolvenzgeschehens erneut auf den Handel (inkl. Gastgewerbe). Das Dienstleistungsgewerbe hat am Insolvenzgeschehen einen Anteil von 34,1 Prozent und im Baugewerbe sind es 21,1 Prozent. In allen Hauptwirtschaftsbereichen wurde ein spürbarer Anstieg der Insolvenzzahlen registriert. Im Handel haben sich die Fälle fast verdoppelt.  

Polen (Handelsvolumen 2021 6 Mrd.)
In Polen nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erneut ab. Im Jahr 2022 wurden landesweit 288 neue Anträge registriert (2021: 410) – ein Rückgang um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegen die Zahlen weiterhin deutlich niedriger als vor der Corona-Zeit. Allerdings waren stärker als im Vorjahr mittlere und grössere Unternehmen betroffen. Insgesamt sind hier rund 12.500 Arbeitsplätze bedroht. Ein Drittel der Insolvenzanträge kam aus dem Dienstleistungssektor und etwa ein Viertel aus dem Handel. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil des Bausektors und des Verarbeitenden Gewerbes.

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